In Deutschland und Europa dominiert ein landwirtschaftlicher Ansatz, der durch kapitalintensive und spezialisierte Agrarindustriebetriebe, intensiven Resourcenverbrauch, hohe Düngemittel- und Pestizidbelastung, lange Transportwege und Monokultur gekennzeichnet ist. Dies beschert den Konsumenten Nahrungsmittel zu Discountpreisen sowie den verarbeitenden und verkaufenden Unternehmen hohe Gewinne. Auf der anderen Seite belegen viele Studien die sozialen und ökologischen aber auch regional-ökonomischen Probleme, die dadurch hervorgerufen werden (siehe z.B. European Environment Agency, 2010 [3] zum Einfluss in tensiver Landwirtschaft für Biodiversität und Böden, Ecologic, 2010 [4] für die Rolle konventioneller Landwirtschaft in der Wasserrahmenrichtlinie, Lead and FAO, 2006 [5] zu Umweltbelastung durch intensive Tierhaltung). Die vielerorts charakteristische klein-bäuerliche Landwirtschaft droht zu verschwinden, Regionen verlieren junge und kreative EinwohnerInnen, ökosysteme werden belastet und junge Bäuerinnen und Bauern haben es schwer, Zugang zu Land zu bekommen, da landwirtschaftliche Produktion unter hohen Kosten und geringen Gewinnspannen leidet. Gleichzeitig gibt es in Europa gesundheitliche Probleme durch unausgewogene Ernährungsmuster und eine ressourcenintensive Logistik, die das Wegwerfen eines substanziellen Teils der Produktion in Kauf nimmt (siehe FAO, 2011 [6]). Im globalen Marktwettbewerb stehen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, gerade auch außerhalb Europas, als Verlierer da.
Die extremen Veränderungen der Landwirtschaft in Europa in den letzten 60 Jahren und speziell die negativen Begleiterscheinungen der `grünen Revolution` haben seit den 70er Jahren Verbraucher und Bauern inspiriert, alternative Konzepte von Landwirtschaft entwickeln oder zu neuem Leben zu verhelfen: multifunktionalen Bauernhöfen, direkten Produzenten-Konsumenten Beziehungen (z.B. Community Supported Agriculture), ökologischem Landbau, sozialer und pädagogischer Landwirtschaft oder urbaner Landwirtschaft. Diese Konzepte bedörfen verstärkt begleitender Forschung, wenn sie nicht nur Nischenphänomene bleiben sondern z.B. von europäischer, nationaler und regionaler Politik anerkannt und gefördert werden sollen um damit einen Beitrag zu einem Paradigmenwechsel hin zu nachhaltigen Produktions- und Konsummustern zu leisten.
Forschung zu regionaler, nachhaltiger Landwirtschaft hinkt der Praxis hinterher, ist in Deutschland in verschiedene Disziplinen fragmentiert, ist selten praxisnah und steht im ungenügenden Austausch mit den Produzenten und den Verbrauchern. DIE AGRONAUTEN adressieren diese Defizite und betonen den Austausch von Erfahrungen und das Vernetzen mit allen relevanten und interessierten Akteuren.