In Gedenken an Siegfried Jäckle

Siegfried Jäckle – Nachruf auf einen kritischen Denker aus dem Schwarzwald

von Peter Volz und Philipp Weckenbrock, AgriKultur e.V. und Agronauten e.V., Freiburg, 30. August 2025

Siegfried Jäckle beim AgriKultur Festival 2024, Bild: Noah Kohler

2013 fand in St Ulrich im Schwarzwald ein internationales Treffen statt. Dabei ging es darum, wie landwirtschaftliche Forschung für Ernährungssouveränität und bäuerliche Kultur demokratischer gestaltet werden kann.
Inmitten von Bäuerinnen und Bauern aus Südamerika, Afrika und Asien trafen wir Siegfried Jäckle. Wir freuten uns, auch aus dem Schwarzwald einen Vertreter einer bäuerlichen Organisation zu finden, der kritisch gegenüber den gängigen Forderungen der großen Bauernverbände war und über wirkliche bäuerliche Selbständigkeit und Kultur sprach. Unter dem Motto Kulturwandel statt Strukturwandel war Siegfried mit seinen Forum Pro Schwarzwaldbauern Teil einer globalen Bewegung, die Millionen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vereint.

Seit diesem ersten Treffen war Siegfried ein wichtiger Kooperationspartner für unsere Forschungsgesellschaft Die Agronauten. Mit seinem fundierten fachlichen Hintergrund, basierend auf seiner Arbeit als Bauer im Schwarzwald und in der landwirtschaftlichen Verwaltung sowie auf weitreichender Belesenheit und seinem wachen, kritischen Verstand, war Siegfried ein wichtiger Lehrer für uns. Aber niemals selbstgerecht und mit erhobenem Zeigefinger, sondern immer mit einem verschmitzten Lächeln und wirklich interessanten Gedanken. Er war auch ein hervorragender Autor von Aufsätzen, die auf der Webseite des Forum Pro Schwarzwaldbauern zu finden sind. Noch im April 2025 schrieb er:

…es ist wieder Frühling. Die höhersteigende Sonne erweckt die Pflanzen zu neuem Wachstum. Neues Wachstum versprechen auch alle Politiker. Nur über die Mittel streiten sie sich, nicht aber um den Zweck. Hat sich doch Wachstum seit Jahrzehnten auf einem Weltmarkt ausgedehnt, den seine neuen Cäsaren nun mit Zollorgien unter sich aufteilen wollen. Das dabei die Urproduktion Landwirtschaft schrumpft, wird ebenso ausgeblendet, wie die Folgen für Klima und Umwelt…

Auch auf dem AgriKultur Festival in Freiburg war Siegfried jedes Jahr mit Vorträgen aktiv und schlug inspirierende weitere Referentinnen und Referenten vor.

Unvergessen bleibt unter anderem die Veranstaltung ‚Subsistenz‘ im Jahr 2024 mit tollen Gästen, die Siegfried in Kooperation mit uns organisierte. Auch 2025 Jahr versuchte er noch selbst zu kommen, was wegen seines Gesundheitszustandes leider nicht möglich war. Trotzdem empfahl er uns noch Referenten.

Bis zum Schluss im Krankenhaus diskutierten wir, wie Kulturwandel statt Strukturwandel gelingen kann. Siegfried kritisierte, dass landwirtschaftliche Politik und Verwaltungen auf Wachstum und Industrialisierung setzen – eine Richtung, die bäuerliche Familien überfordert und Kulturlandschaften zerstört. Auch die Entwicklung der Bio-Bewegung und ihrer Verbände machte ihm Sorge.

Jetzt ist Siegfried Jäckle von uns gegangen. Er hat uns, der Region und der bäuerlichen Bewegung weltweit viel gegeben. Wir werden ihn nicht vergessen und seine Arbeit weiterführen.

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